JUGA- jung, gläubig, aktiv ist eine Initiative, die aus dem Projekt JUMA-jung, muslimisch, aktiv hervorgegangen ist. Seit 2011 setzen sich rund 40 junge Muslime, Juden, Christen und Bahai im Alter von 17-25 Jahren intensiv mit Möglichkeiten der interreligiösen Verständigung auseinander.

Seit Bestehen der JUGA-Initiative haben die jungen Menschen zahlreiche, vielbeachtete Aktionen konzipiert und umgesetzt, die verdeutlichen sollen, dass sie die Instrumentalisierung und den Missbrauch ihrer Religionen ablehnen, dass Gewalt und andere gruppenabwertende Haltungen im Namen von Religion keinen Platz auf dieser Welt haben. Sie setzen sich für ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster Herkunft, Glaubens oder Weltanschauung.
JUGA hat auch einen eigenen Webauftritt, auf dem man alle Aktionen und Berichte in voller Länge nachlesen kann.

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Die Moderatorinnen und Moderatoren

Die Moderatorinen und Moderatoren von JUGA sind eine tragende Stütze der Initiative. Ihre Aufgabe ist es, die Jugendlichen der verschiedenen Glaubens- und Religionsgemeinschaften zusammenzubringen und für die interreligiöse Arbeit zu begeistern. Auf diese Weise lernen sich die Teilnehmer/innen besser kennen, erfahren die Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in den jeweiligen Religionen und erarbeiten schließlich gemeinsame Aktionen für das friedliche Miteinander.

Unsere Moderatorinnen und Moderatoren kennen sich hervorragend im interreligiösen Dialog aus. Sie sind seit vielen Jahren beruflich und ehrenamtlich engagiert in diesem Bereich tätig:

Die evangelische Pfarrerin Silke Radosh-Hinder arbeitet für den Kirchenkreis Berlin-Stadtmitte. Außerdem ist sie verantwortlich für die Theologische Leitung des Forums für interreligiöse Bildung.
Chalid Durmosch ist seit vielen Jahren für den Verein Lichtjugend aktiv, mit dem er 2010 den “Botschafter für Demokratie und Toleranz”-Preis gewann. Chalid engagiert sich in der Seelsorge in Jugendgefängnissen, ist aktiv im Berliner Polizeiprojekt „Stopp-Tokat“ und gibt islamische Aufklärungs- und Antigewaltseminare, interreligiöse Fortbildungen und Moscheeführungen.
Eva Scharfberg ist bei Jung und Jüdisch aktiv und ist bei JUGA für Aktionen rund um das Judentum mit verantwortlich.
Kofi Ohene-Dokyi ist Sozialpädagoge und in der RAA Berlin derVerantwortliche und Ansprechpartner für das JUMA-Projekt und die JUGA – Initiative.

JUGA

Der Code of Ethics ist ein von den JUGA-Teilnehmer/innen erarbeiteter ethischer Konsens, der aus unserer Sicht für das Zusammenleben der verschiedenen Religionen und Weltanschauungen gelten sollte. Dieser Basiskatalog soll von allen Religionsvertretern und Organisationen, denen die Jugendlichen angehören, mitunterzeichnet und in den jeweiligen Gemeinden beworben werden. Inhaltlich wird dieser Katalog weniger eine Sammlung abstrakter Losungen und Appelle sein, sondern vielmehr ein lebendiger Ausdruck der gemeinsamen Wünsche und Hoffnungen für ein Zusammenleben. Der Code of Ethics wird in einer breitangelegten öffentlichkeitswirksamenKampagne „EINS DURCH 7. DU ZÄHLST MIT“ veröffentlicht. Zum Hintergrund: Junge Muslime, Christen, Juden und Bahai mit unterschiedlichem ethischen Hintergrund, mehrheitlich deutscher Staatsbürgerschaft, zeigen, dass sie trotz aller Unterschiede und Differenzen, die es gibt, EINS sind, dass es zusammengeht, und dass sieben Codes ihnen dabei helfen, Andersartigkeit anzuerkennen und friedlich zusammenzuleben.

Durch diese Kampagne sollen junge Menschen in Berlin angeregt werden, sich mit diesem Code of Ethics auseinanderzusetzen und so über das Zusammenleben der verschiedenen Religionen und Weltanschauungen zu reflektieren, Probleme zu erörtern und Lösungsansätze und Visionen für eine gemeinsame Zukunft zu entwickeln. Vielfalt muss in Deutschland als Mehrwert anerkannt werden. Hier ist jeder einzelne gefragt und aufgefordert, über seine Grundeinstellungen kritisch nachzudenken.

Präambel

In Verantwortung zu Gott und zu der Gesellschaft wollen wir was bewegen und bleiben in der Sache standhaft.
Durch Offenheit und gegenseitiges Vertrauen wollen wir gemeinsam eine friedliche Zukunft bauen.
Durch Gerechtigkeit,  wir wollen zu allen gleich sein, zu allen gerecht unabhängig von Religion, Herkunft und Geschlecht.
Durch Empathie und das Achten der Gefühle oder brüderlicher Wärme und nicht anonymer Kühle.
Durch Respektdenn jeder hat das Recht auf Freiheit und jeder lebt das Freisein anders aus und das ist die Wahrheit.
Durch Vergebendenn jedem können Fehler widerfahren will man nicht auch, wenn man Fehler macht, Vergebung erfahren?
Durch Wissendenn klar sollte sein, jeder hat ein Talent und sucht man in der Person nach dem Guten, ist dies das erste was man erkennt.

„Sweet Coexistence“ – seit dem 31. August ist unser eigener JUGA-Song raus. Die JUGA-Jugendlichen haben ihn selbst mit dem Musiker Robert Lee Fardoe aufgenommen. Er läuft bereits im Radio.

Hier der Text:

We all have the right to be free
We’re different, but that’s the balance we need
And if we don’t agree
It doesn’t mean we should be fighting

Come sit with us
We are the same family
Just with different blood
Maybe we like the same food
And our children play the same games too

Sweet, sweet coco
Sweet, sweet, coco, co-existence

I heard about you on the news
I thought your name was another number
There’s so many things we did not discover

Sweet, sweet coco
Sweet, sweet, coco, co-existence

‘Cause we all, we all, we all have a name
We all, we all have name

Sweet, sweet coco
Sweet, sweet coco
Sweet, sweet coco
We all, we all have a name
(Shout names)
Let the last name be PEACE 🙂

Der Bericht einer Teilnehmerin:

Auf diesen Tag haben wir JUGA Monate hin gearbeitet. Wir haben den „Common Future“-Turm gemeinsam aufgebaut, einen Song geschrieben, einen Flashmob und viel Werbung gemacht. Nun sollten ALLE sehen, wer wir sind und was unser Ziel ist! Alle sollten sehen, dass es Jugendliche gibt, die nach vorne schauen und GEMEINSAM etwas erreichen können, egal welcher Nationalität oder Konfession sie angehören. Wir wollten unsere Botschaft weiterreichen und wollten, dass möglichst viele uns folgen.

Bereits einen Tag zuvor gingen wir ins Rote Rathaus für die Generalprobe.

Es war das erste mal, dass wir das Rathaus betraten und es beeindruckte uns alle, nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch der Ort an sich. Ein Ort, an dem sich wichtige Persönlichkeiten versammeln. Wir probten das Intro, das Lied und die Choreo. Es klappte.

Am nächsten Tag, eine Stunde vor Beginn der Gedenkveranstaltung, gingen wir unseren Auftritt nochmals durch. Es war alles super aufregend. So langsam betraten die Gäste den Saal. Es waren viele wichtige Persönlichkeiten und die Presse anwesend, das steigerte die Aufregung. Am Ende warteten wir auf unseren Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und den US-Botschafter Philip Murphy. Als beide kamen, begann die Veranstaltung mit einem Streichquartett. Um Punkt 14:38 Uhr (der Zeitpunkt, an dem vor 10 Jahren die Anschläge begannen) hielten wir eine Schweigeminute. Im Hintergrund liefen Fotos des Anschlags, die uns wie jedes Mal, wenn diese Bilder gezeigt werden, von tiefster Trauer und Unverständnis erfüllten. Dann hielt der Regierende Bürgermeister eine Rede, gefolgt von einer Rede seitens des US-Botschafters, anschließend sprach Reverend Scott Corwin. Es folgten junge Angehörige verschiedener Glaubensrichtungen, die aus ihren Heiligen Schriften lasen. Das war ein Programmpunkt, der tiefen Eindruck auf uns hinterließ!

Dann schlug unsere große Stunde. Wir waren endlich dran: Wir erklärten unsere Message für ein friedliches Zusammenleben der Religionen und stellten unser selbstgeschriebenes Lied „Sweet Coexistence“ vor. Zum Glück hat alles hervorragend geklappt. Es war einfach bewegend. Und den Leuten schien es auch gefallen zu haben. Denn nach unserem Auftritt wurde das erste Mal applaudiert. Vorher war das auch kaum möglich, denn anfangs war die Stimmung dem Anlass angemessen sehr gedrückt. Unser Lied versprach an diesem Tag zum ersten Mal Hoffnung.

Nach uns verlasen Schüler Briefe von Angehörigen der Opfer von 9/11. Wieder sehr emotionale und bewegende Momente. Die Veranstaltung endete mit einem Bläserquartett. Wir haben gemeinsam mit unserem Sänger Robert Lee Fardoe Fotos gemacht mit dem Schirmherrn von JUGA und JUMA, Senator Körting, mit dem Regierenden Klaus Wowereit und mit dem Botschafter Philip Murphy. Alle waren begeistert von unserem Auftritt. Sie dankten uns und sagten, dass wir niemals aufhörten sollten mit der gemeinsamen interreligiösen Arbeit.

Und schon bald ging es weiter. Wir mussten schnell zum Brandenburger Tor, wo ebenfalls unser Lied vorgestellt werden sollte. Obwohl wir schon etwas müde waren von den Terminen der letzten Tage und Wochen, liefen wir den Weg zum Brandenburger Tor, ohne so richtig Erschöpfung zu spüren. Wir trugen unsere NEIN! ELEVEN T-Shirts mit Stolz, wohlwissend, dass die Arbeit der letzten Monate sich gelohnt hatte. Alles war so, wie wir es erhofft haben! Wir sind am Brandenburger Tor aufgetreten. Die anwesenden Leute waren so begeistert dass sie eine Zugabe wollten. Es wurden Flyer, USB-Sticks und CDs mit unserem Song verteilt. Alle sollten unsere Message wahrnehmen: We build a common Future!

Es war ein schöner Tag, es warm und sonnig. Wir werden alle Momente, die wir bis dahin gemeinsam erlebt haben sehr gut in Erinnerung behalten. Auch die Momente, die hoffentlich noch folgen werden. Wir danken alle, die uns begleitet haben und all das möglich gemacht haben! Wir danken Sawsan Chebli, die diese tolle Idee hatte und das Ganze ins Leben gerufen hat. Unser Dank gilt Herrn Körting für seine große Unterstützung. Wir danken Robert, Jochen und der Band, ohne die wir so einen wundervollen Song nie zustande gebracht hätten. Wir danken unseren Moderatoren Aliyeh, Chalid, Silke und Tatjana, die uns so sehr geholfen haben und immer für uns da waren.

 

Bericht eines Teilnehmers:

Dass der 11. September 2011 ein besonderer Tag werden würde, kündigten schon Tage zuvor die Medien an. Es ist der 10. Jahrestag nach den Anschlägen in Amerika. Die erhöhte Polizeipräsenz in Berlin-Mitte verstärkten den Eindruck dieses besonderen Tages. Trotz des klaren Himmels und der strahlenden Sonne lag Anspannung in der Luft. Bei mir war die Anspannung nicht nur durch die Ereignisse vor zehn Jahren, die ich als Elfjähirger miterlebte, begründet. Die bevorstehende Präsentation unseres Songs „Sweet Coexistence“ im Roten Rathaus zur zentralen Gedenkveranstaltung riefen in mir eine gewisse Nervosität hervor und waren am präsentesten. Würde der Auftritt so klappen, wie wir ihn uns vorstellen? Wie reagieren die Gäste? Wie die Würdenträger?

Als mit dem Erscheinen des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, und dem Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland, Philip Murphy, die Veranstaltung zum Gedenken begann, wurde die Aufregung immer großer. Sehr schnell vergingen die Schweigeminute, die Reden und der musikalische Impuls. Dann war es soweit: Unser Lied wurde das erste Mal einer größeren Öffentlichkeit präsentiert. Der Auftritt, auf den wir wochenlang hingearbeitet haben, war ein voller Erfolg. Das erste Mal an diesem Tag wurde die gedrückte Stimmung aufgebrochen. Unser Lied kam bei allen Gästen gut an, auch die Würdenträger waren begeistert. Noch während des Auftritts bemerkte ich wie die Trauer und Betroffenheit der Hoffnung wichen. Es war ein schönes Gefühl, die anfänglich versteinerten Gesichter nach und nach lächelnd zu sehen.

So schnell wie die Zeit vor dem Auftritt vergingen die Minuten des Auftritts selber und die restlichen Momente im Roten Rathaus. Nach dem Gedenken wurden wir von vielen Fotografen für die Presse und unsere Internetpräsents abgelichtet. Der persönliche Dank des Botschafters hat mich sehr erfreut. Seine euphorische Art blieb mir deutlich in Erinnerung. Bei einer kurzen Verschnaufpause und einem kühlen Getränk wurden von fleißigen JUGAs CDs mit unseren Song verteilt. Und schon ging es zum Brandenburger Tor. Auf dem Weg erregten wir mit unseren Shirt „Nein! Eleven“ eine Menge Aufmerksamkeit. So zerstreute sich die Gruppe ein wenig, weil hier und dort Touristen und Fußgängern von unserer Initiative erzählt wurde.

Die Stimmung am Brandenburger Tor war deutlich gelöster als im Roten Rathaus. Gemeinsam hatten wir mit unseren Sänger und Liedschreiber Robert Lee Fardoe auf der Bühne eine Menge Spaß. Der Song wurde hier sogar so gut angenommen, dass wir ihn gleich ein zweites Mal sangen. Nach diesem Auftritt hatte ich viele gute Gespräche mit Zuschauern. Alle waren über den Tag glücklich. Erst als ich in der St. Hedwigs-Kathedrale im ökumenischen Gedenk-Gottesdienst saß, bemerkte ich, wie geschafft ich vom Tag war. Vor lauter Aufregung und Anspannung bemerkte ich nicht einmal wie anstrengend so eine kleine Tournee sein kann. Ich bin sehr dankbar über all die vielen helfenden Hände, die unsere Initiative erst zu dem gemacht haben, was sie heute ist. Ich bin froh mit so vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt gekommen zu sein und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit und den aktiven interreligiösen Dialog.

Bericht von Kevin Jessa, evangelischer Christ, Teilnehmer der Aktion:

„Auf dem Weg zur Aktion „Stolpere Nich’ – Erinner’ Dich!“ der JUGA-Initiative bewegten mich viele Fragen. Werde ich pünktlich sein? Sind genug Teilnehmer da? Ist jede Religionsgemeinschaft gut vertreten? Werden auch Vertreter der Presse da sein? Klappt alles so, wie wir es uns vorstellen? Bleibt das Wetter gut? Als ich am Adenauerplatz ankam, war ich erfreut über die vielen Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die bereits anwesend waren. Ich freute mich über das Wiedersehen mit den vielen lieben Menschen von JUGA und besonders über die Anwesenheit vieler mir unbekannter Gesichter. Während eines Gespräches mit ‚meinem’ Bischof wurde mir ein T-Shirt mit dem JUGA-Logo überreicht, damit auch ich als Teil von JUGA erkennbar bin. Schon bald sollte die Aktion beginnen.

Silke Radosh-Hinder, Kreisjugendpfarrerin in Berlin-Stadtmitte, führte in den ersten Teil der Veranstaltung ein. Besonders begrüßte sie unsere Gäste. Ich freute mich, dass Andreas Statzkowski (Staatssekretär in der Senatsverwaltung für Inneres und Sport), Stephan Kramer (Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland), Chalid Durmosch (Vertretend für den Vorstandvorsitzenden der Berliner Sehitlik Moschee), Markus Dröge (Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz), Dr. Thomas Floeth,Bahá’í-Gemeinde in Berlin und Helmut Lölhöffel (Koordinator der Stolpersteine Charlottenburg/Wilmersdorf) unserer Einladung gefolgt waren.

Alle fanden lobende und anerkennende Worte für die JUGA-Initiative. Zusammenfassen würde ich die Redebeiträge so: Die Begegnung, das Kennenlernen und das gemeinsame Handeln Jugendlicher verschiedenen Glaubens gibt Hoffnung. Die Anerkennung unserer Arbeit machte mich glücklich. Wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein und eine wertvolle Arbeit für unsere Stadt zu leisten.Beeindruckt war ich von der Medienpräsenz an diesem Nachtmittag. Zahlreiche Journalisten und Fotografen verschiedener Medien versammelten sich, um uns um möglichst viele gute Bilder und Statements der Teilnehmenden zu bekommen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass nicht nur die lokale Presse da gewessen war. Unsere Aktion wurde auch überregional und international wahrgenommen.

Nach dem ganzen Medienrummel verteilten wir uns in Gruppen in den Straßen rund um den Adenauerplatz. Wir polierten die Stolpersteine bis sie glänzten und erfuhren von den Schicksalen der Opfer; ihrer Deportation und Ermordung durch die Nationalsozialisten. Abschließend entzündeten wir an jeder Stelle eine Kerze im Gedenken. Schon während des Polierens bekamen wir Aufmerksamkeit von den Passanten. Viele schauten interessiert, was wir da auf dem Boden machen und haben vermutlich zum ersten Mal den Stolperstein genauer betrachtet. Eine Gruppe bemerkte beim Weg zurück zum Adenauerplatz, dass eine Person Blumen am Stolperstein niederlegte, eine direkte Reaktion auf unser Tun.

Im Anschluss versammelten wir uns wieder am Adenauerplatz, um gemeinsam für Frieden und ein gutes Miteinander zu beten. Dabei wurde die jeweils betende Religionsgemeinschaft von den anderen Religionsgemeinschaften symbolisch beschützt. Gemeinsam sangen wir auf Initiative von Rabbiner Tovia Ben-Chorin. Vier JUGAs berichteten am Ende der Veranstaltung spontan von ihren Eindrücken. Ich persönlich war noch immer platt vom Erlebten. Das Miteinander und das starke Symbol des Verbeugens vor den Stolpersteinen, damit man sie putzen und zum Glänzen bringen kann, berührten mich sehr. Ich bin froh, dabei gewesen zu sein und glaube, dass es wiederholenswert ist.“ (Kevin Jessa, evangelischer Christ)

MedienechoJunge Welt (nur für Abonnenten sichtbar), Jüdische AllgemeineDeutschlandradio KulturWebsite des evangelischen Kirchenkreises Berlin-Mitte

Bei strahlendem Sonnenschein erlebten die Jugendlichen der Projektgruppe JUGA, ihre Familien, Freunde und viele Gäste aus nah und fern im ULAP-Park unweit des Berliner Hauptbahnhofs einen wunderschönen Turmbautag. Der damalige Senator für Inneres und Sport von Berlin, Ehrhart Körting, begrüßte alle Teilnehmenden und beschrieb die Turmbauaktion als einen großen Beitrag für ein besseres Miteinander der verschiedenen Religionen in Berlin. Im Rahmen der Turmbauaktion wurden auch Gebete der christlichen, muslimischen, jüdischen und Bahá’í-Jugendlichen gehalten. In Erinnerung an die friedliche Revolution für Demokratie und Freiheit in Ägypten bildeten dann die Gläubigen der jeweils anderen Religionen eine Menschenkette um die Betenden. Damit wollten die Jugendlichen zeigen, dass sie füreinander einstehen. Zum Schluss wurde auch der Turm symbolisch durch eine interreligiöse Menschenkette umringt, als Zeichen für ein gemeinsame friedvolle Zukunft in gegenseitigem Respekt und Schutz. Auch Senator Körting nahm am Gebet Teil und stand zusammen mit anderen Christen in der Mitte. Kevin Jessa, ein evangelischer Christ, sagte im Anschluss der Co-Gebete: „Es ist ein unbeschreiblich wohliges Gefühl im Schutz von Muslimen, Juden und Bahá’í zu beten. Ein schönes Zeichen dafür, dass wir füreinander einstehen.“

Einen schrecklichen Tag wie 9/11 möchte niemand wieder erleben, darin waren sich alle Teilnehmenden der Aktion einig. Dazu sagt der katholische Christ Christian M. Seel: „Wir leben in einer zusammenwachsenden Welt, in der es immer wichtiger wird, jedem Einzelnen mit Respekt und Verständnis gegenüberzutreten. Auch wenn Viele dafür noch nicht bereit sind, wollen wir auch weiterhin den Berlinerinnen und Berlinern zeigen, dass interreligiöses Zusammenleben durch die Hilfe und Bereitschaft aller möglich ist.“ Der damalige Bundespräsident Christian Wulf hatte in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit 2010 gesagt, dass der Islam zu Deutschland gehöre. „Doch das muss jetzt noch in dem Herzen aller Menschen ankommen. In Berlin haben die JUGAs ihr Herz geöffnet – in der Hoffnung, dass weitere folgen“, so der Katholik Seel.

Die Aktion „Common-Future-Turm“ wäre kaum möglich gewesen ohne die tatkräftige Unterstützung der Moderatoren Silke Hinder vom Evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte, Aliyeh Yegane von Life e.V. und Chalid Durmosch von der Lichtjugend.

Gerade wurden die Ergebnisse der Studie „Antisemitismus in Deutschland“ veröffentlicht, in der festgestellt wurde, dass judenfeindliche Einstellungen „in erheblichem Umfang bis in die Mitte der deutschen Gesellschaft hinein verankert sind. Bei etwa einem Fünftel der Bevölkerung gebe es einen latenten Antisemitismus“ stellt das Expertengremium fest, dass die Ergebnisse der Studie ausgewertet hat. Die Wissenschaftler forderten die Politik auf, entschlossen Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Das erschreckende Ergebnis der Studie hat JUGA Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich seit einem Jahr aktiv für die Verständigung und den Abbau von Vorurteilen einsetzen, spontan zu folgenden Stellungnahmen bewegt:

Nina Sedlak-Cinar

„Stereotype, Angst und Unwissenheit im Bezug auf unterschiedliche Themen gibt es in jeder Gesellschaft, aber besonders im Bezug auf verschiedene Religionsgemeinschaften ist die Abwehrhaltung und Angst besonders groß. Es ist unakzeptabel dass Menschen eine Feindschaft entgegen gebracht wird,  wegen ihres Glaubens oder der Zugehörigkeit zu einer Religionsgemeinschaft. O ihr Menschen! Wir erschufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr einander kennen lernt […] (Quran, 49:13)

Nach diesem Vorbild setzen bei JUGA junge Gläubige mit unterschiedlich religiösem Hintergrund ein Zeichen für das friedliche Miteinander. Wir lernen uns kennen und bauen so unsere Vorurteile ab und lernen voneinander.“

 

Lisa Rodova:

Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind ihre Brger.  (Bah`u`llh) das ist die Ansicht der Bah`. Jeder Mensch, jede Familie, jeder Stamm, jedes Volk,  jede Kultur und jede Religionsgemeinschaft haben ihren Platz auf dieser Welt und niemand muss gehen, damit wir ein friedliches Miteinander schaffen knnen. Deswegen stehen wir bei JUGA freinander ein: Juden fr Christen, Christen fr Muslime, Muslime fr Bah` und Bah` wiederum fr die Juden und anders herum, denn wir alle stammen aus einer Quelle, uns eint der Glaube an einen Gott, der Religion zum Werkzeug des Friedens gemacht hat. Lasst sie uns nicht zum Werkzeug des Hasses und der Feindschaft werden!

 

Christian M. Seel

Die Politik darf nicht immer nur mahnen, sondern muss auch handeln. Es kann nicht sein das großartige Projekte wie OSZ gegen Rechts nicht mehr unterstützt werden und gleichzeitig stöhnend eingestanden wird, dass die rechte Gewalt und Judenfeindlichkeit zunimmt! Wir mit Juga/Juma gehen einen Weg den man einfach miterleben muss. Die meisten Menschen haben noch nie einen Juden gesehen! Wie kann es dann sein, dass so viele Menschen einen Hass zu diesen aufbauen? Juga/Juma stärkt den eigenen Glauben und bietet die einzigartige Möglichkeit über den Tellerrand hinaus zu blicken. Deshalb brauchen wir Leute wie Sawsan Chebli von der Senatsverwaltung für Inneres und Sport, die sich unermüdlich für den interreligiösen Dialog einsetzt. Juga/Juma ist das was wir daraus machen. Wir freuen uns über alle die mitwirken wollen!