Im Rahmen der KreAktiven Projekte hat sich die junge Jumanerin Nurseda ein Projekt ausgedacht, das Wohnungslose im Winter unterstützen soll. Sie möchte Stoffe upcyclen und daraus Decken für Bedürftige herstellen – und die JUMA Ortsgruppe Heilbronn will sie dabei unterstützen. Doch zuerst gilt es heraus zu finden, was konkret gebraucht wird und sich mit den Lebensumständen der Obdachlosen vertraut zu machen. Im Rahmen der Recherchen traf JUMA Heilbronn auf die Aufbaugilde und ihr Angebot des Erfrierungsschutz. Herr Klenk, leitender Mitarbeiter, stellte sich zu einem Meet & Talk zur Verfügung und lud die interessierten jungen Muslime in die Wilhelmstraße 26 ein. Hier betreibt die Aufbaugilde ein rund-herum-fast-sorglos-Paket für alle, die ihre Wohnung verloren haben und Hilfe benötigen. Neben einer umfassenden Beratungsstelle in der jährlich bis zu 800 Wohnungslose mit viel Nächstenliebe begleitet werden, bietet das Zentrum auch moderne Aufenthaltsräume, eine Kantine, Waschräume, eine Kleiderkammer und eine medizinische Versorgungsstation. 70 bis 90 Personen werden hier täglich verköstigt, können ihre Post abholen, ihre Wäsche waschen oder sich kostenlos verarzten lassen. Die jungen Engagierten von JUMA lassen sich staunend durch die hellen Räumen führen und erhalten einen ersten Einblick in die vielen Bedürfnisse, die mit der Wohnungslosigkeit einher gehen.

Zur anschließenden Gesprächsrunde stößt auch Jörg hinzu, ein junger Wohnungsloser, der freigiebig die vielen Fragen der Jugendlichen beantwortet. Es wird schnell deutlich, dass Obdachlose ebenfalls mit Vorurteilen zu kämpfen haben. Sie werden gemieden und ignoriert, Menschen fühlen sich in ihrer Umgebung unwohl oder greifen sie sogar körperlich an. Angst ist ein ständiger Begleiter, hinzu kommen die Sorgen für die Zukunft, individuelle Herausforderungen mit Suchterkrankungen und Wetterbedingungen. Bei letzterem möchten die jungen Jumaner*innen ihr Hilfsangebot ansetzen und besonders für den Winter eine sinnvolle Unterstützung anbieten.

Der Erfrierungsschutz ist jährlich vom 1. November bis 31. März in den Gebäuden des Freibads Neckarhalde geöffnet. Von 19:30 bis morgens um halb acht können Menschen ohne ein festes Dach über dem Kopf hier kostenlos im Warmen übernachten. Herr Klenk zeigte den Jugendlichen Fotos der Räumlichkeiten und der Betreuer*innen und einiger Bewohner*innen. In drei Männer- und einem Frauenschlafraum können jeweils vier Personen auf Klappbetten übernachten. Als Besonderheit dürfen die Gäste auch ihre vierbeinigen Freunde mitbringen. Die Gäste übernachten in Schlafsäcken der Aufbaugilde, die aber mit der Zeit sehr gelitten haben. Die Idee von Nurseda könnte an dieser Stelle also eine sinnvolle und wärmende Unterstützung sein.

 

Viele Fragen brachten die jungen Muslime mit z.B. wie wird man wohnungslos, steigen die Zahlen mit der fortschreitenden allgemeinen Wohnungskrise, stimmt die Aussage, dass niemand obdachlos sein müsste in einem Land wie Deutschland, wie kann man den Menschen auf der Straße konkret helfen und vieles mehr. Es zeigte sich auch, dass man Obdachlose nicht immer auf den ersten Blick erkennen kann. Nicht jede*r hat ein Suchtproblem oder trägt einen Rucksack mit sich herum. Manche sehen so aus, wie jede*r andere Fußgänger*in auf der Straße. Und noch ein Vorurteil lernten die Besucher*innen heute zu hinterfragen: Obdachlosigkeit trifft nicht nur Männer sondern auch Frauen, nicht nur Christen sondern auch Atheisten oder Muslime, nicht nur deutschstämmige Bürger*innen sondern genauso Menschen mit vielfältigen Migrationsgeschichten. Es gibt nicht DEN Obdachlosen.

Der Besuch war ein wichtiger Wissenschritt für die weitere Projektplanung – und eine besondere schöne menschliche Erfahrung, die Stereotypen und Vorurteile wieder ein mal in Frage stellte und neue Perspektiven auf die Vielfalt in der Gesellschaft eröffnete. Danke für diese Gelegnheit.

Interessenten am kommenden Upcycling Projekt können sich gerne unter heilbronn@juma-ev.org melden. Es werden noch Stoffe, Füllmaterial, Garn, Nähmaschinen und Näherfahrung gebraucht.

 

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