Bei Jumanastics geht es nicht nur darum, gemeinsam aktiv Sport zu machen, sondern auch über das Thema „Ist Glaube Hemmnis oder Motivation im Sport“ mit Experten zu diskutieren. Dazu luden die Jumanastics am Donnerstagabend vier Vertreter zu einer Podiumsdiskussion ins Haus des SpOrts in Stuttgart ein. Durch den Abend leitete Mehmet Arziman, dreifacher deutscher Meister mit seiner Breakdancegruppe und selbst der Überzeugung, dass Sport und Islam zusammengehören.

Eingeladen zur Diskussion waren Prof. Dr. Kalac, Trainer, ehemaliger Spitzensportler und Sportbeauftragter des Zentralrats der Muslime, Soheila Hosseini, Rettungsschwimmerin und Vorstandsmitglied des Schwimmvereins Muslimischer Frauen Stuttgart e.V., Gökay Sofuoglu, Sozialarbeiter und Landesvorsitzender der Türkischen Gemeinde Baden-Württembergs und Özcan Cosar, ausgebildeter Sportlehrer und preisgekrönter Comedian.

Integration durch Sport

Der Vertreter des Landessportverbands Baden-Württemberg für das Programm „Integration durch Sport“ eröffnete mit einem Grußwort die Veranstaltung. Belltreche betonte, dass sich der Sportverband bundesweit bereits seit über 60 Jahren mit dem Thema beschäftige und für ihn deshalb diese Veranstaltung besonders interessant sei, u.a. weil seine Arbeit auch darin bestehe mit den Partnern aus Migrantenorganisationen und Vereinen, Hemmnisse in den Strukturen des Sports abzubauen. Doch auch andere Hemmnisse konnten im Laufe des Abends aufgezeigt werden. Prof. Dr. Kalac, den sein Glaube stehts in seinen sportlichen Aktivitäten motiviere, sehe dabei vorallem das fehlende Wissen vieler Muslime über den Zusammenhang zwischen Sport und Glaube. Denn der Prophet Mohammed (s) sei selbst ein sehr sportlicher Mensch gewesen.

Das Kopftuch im Schulsport

Missverständnisse ergäben sich aber auch in der Kommunikation. So berichtete Herr Sofuoglu aus seiner Arbeit als Sozialarbeiter, dass es in einer Schule Probleme mit dem Kopftuch im Sportunterricht gegeben habe. Hier wäre das Kopftuch fast zu einem Hemmnis im Sport geworden, wenn man sich nicht die Zeit für Gespräche genommen hätte, um der Ursache auf den Grund zu gehen, denn die Sportlehrerin hatte nur die Art des Tragens des Kopftuchs kritisiert, was bei dem beteiligten Imam als ein Verbot des Kopftuchs verstanden wurde. Dank des Engagements des Rektors, der Einbeziehung der Eltern und der Vermittlung durch den Sozialarbeiter konnte dieses Missverständnis schnell aufgeklärt und eine sportliche Trageweise des Kopftuchs gefunden werden mit der die Mädchen ohne Probleme am Sportunterricht teilnehmen konnten.

Bewegung ist eng mit dem islamischen Glauben verbunden

Denn Muslime wollen Sport treiben und Bewegung ist eng mit ihrem Glauben verbunden. Frau Hosseini weist dabei auf die 5 täglichen Pflichtgebete hin, die praktizierende Muslime dazu auffordern, mindestens 17 Kniebeugen am Tag zu machen und sich durch Aufrichten und Niederwerfen agil zu halten. Nur leider fehlt, nach Auffassung von Herrn Sofuoglu, in der allgemeinen Vereinslandschaft noch vielerorts die nötige Sensibilität für die kulturellen Unterschiede, damit sich mehr Muslime auch in den Vereinen engagierten. Das kann auch Frau Hosseini bestätigen, die Gründungsmitglied des Schwimmvereins ist und die Umstände, um Sporttreiben zu können, in ihrem Fall speziell einen Schwimmplatz zu finden, als sehr schwierigen Prozess in Erinnerung hat.

Der Glaube im Spitzensport

Und wie stehe man zur Zurschaustellung des Glaubens im Spitzensport? Viele Sportler sprechen öffentliche Bittgebete, bekreuzigen sich vor Spielbeginn oder werfen sich nach einem Sieg nieder. Frau Hosseini findet, es sei doch schön, wenn ein Christ seinen Glauben zeige. Özcan Cosar bestätigte, dass das öffentliche Bezeugen des Glaubens aus Überzeugung ok sei, aber bitte nicht als Show – das sei Quatsch.

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